Über Plastizität und Dynamik
Zur Dimensionalität der Malerei lassen sich zwei grundlegende Feststellungen treffen:
-Malerei ist von Natur aus zweidimensional.
-Malerei ist von Natur aus dreidimensional.
So widersprüchlich diese beiden Aussagen auch klingen mögen, in meinen Augen sind sie beide wahr. In der Tat ist jede Arbeit ein Auftragen von Pigmenten, und somit hat ein Bild physisch gesehen drei Dimensionen. Die dritte aber ist dem Künstler technisch verschlossen und kann von ihm nicht formuliert werden. (Von dieser Aussage möchte ich die Werke ausnehmen, die ich als skulptural bezeichnen würde, wie z.B. viele von Anselm Kiefer oder Pierre Soulages). Die Malerei ist also, was ihre Formulierung betrifft, zweidimensional.
Diese Zweidimensionalität kann jedoch durch Täuschungen in unserer Wahrnehmung überwunden werden. Hier sind vor allem die von Filippo Brunelleschi definierten Mittel der Perspektive zu nennen.
Die Suche nach Perspektive und Glaubwürdigkeit der Darstellung ist aber letztlich nichts anderes als die Suche nach Dynamik. Wir selbst empfinden Dynamik in unserer Wahrnehmung als referenzabhängig. Bewegung wird durch Dinge wahrgenommen, die in Bewegung gesetzt werden. Aber die treibende Kraft, die Dynamik, stellt sich als Quelle und nicht als Attribut dar. Folglich ist die Art und Weise, wie wir uns zu ihr positionieren, ungünstig. Dasselbe gilt für die Art und Weise, wie wir Bilder konstruieren. Der Ansatz sollte nicht sein, Dinge zu schaffen und in Bewegung zu setzen. Es muss umgekehrt sein. So ist es in meiner Arbeit. Ich male Bewegung. Aber um sie zu erkennen, brauchen, suchen und finden wir Referenzobjekte.
Die Kunst soll, so ist es meine Überzeugung, den Betrachter mit sich selbst in Dialog bringen. Die dokumentierende oder erzählende Funktion sei der Fotografie oder der Illustration gelassen.
Jedes technische Mittel der Täuschung steht zwischen dem Betrachter und seiner Rezeption. Somit ist es der Kunst dienlich, auf diese zu verzichten.